Sitzbank, Tank und Halbschale
Der Anfang meiner Vision war maßgeblich von Vorstellungen zu Tank, Verkleidung und Sitzbank geprägt.
6. Tank
Ich suchte intensiv im Netz nach Anbietern für Aluminiumtanks und Klassiche Halbschalen. Vollverkleidungen schieden für mich partout aus. Ich fand einen Anbieter für klassiche Alubottiche, der mir auch eine Einzelanfertigung nach meinem Geschmack ohne Aufpreis anbot. Bei sowieso ca. 600 Euronen für so einen Tank, war das dann auch recht einfach zu verstehen …
Gleichwohl, so ein Tank spukte mir noch recht lange im Kopf herum, weshalb ich verschiedene Ideen zu Papier brachte. Das nicht zuletzt deshalb, weil die klassischen Langtanks der damaligen Rennszene einem gänzlich anderen Fahrstil zugedacht waren, als es heute der Fall ist:
Hohe Geschwindigkeit auf gerader Spur mit hoher Reichweite. Man fuhr damals einfach längere Strecken. Raumgewinn durch leichtes Handling lag wohl weniger im Fokus (?). Dagegen wäre die Verlagerung des Körperschwerpunktes in Richtung Vorderrad zweckdienlich, was für mich dann eher für einen kurzen Tank sprach.
Trotz allem kam ich bei der Suche nach einer Halbschale – die ich von einem Forumskollegen angeboten bekam, auch in den Besitz eines Polyester-Renntanks. Ob und wie der passen könnte, hatte der Kollege nicht ausprobiert (woran ich schon bald anfing zu zweifeln). Ich hielt es allerdings für gut machbar, etwaige Anpassungen mit Epoxy selber zu bewerkstelligen.
Ursprünglich hatte ich bereits mal einen Tank von der Yamaha TR-1 besorgt. Der hatte eine schöne wuchtige Form, passte aber mit seinem Unterbau überhaupt nicht über Rahmen und Motor der XS. Vielleicht hätte ein Metaller schon die richtige Form reingedengelt – ich aber ließ die Hände davon.
Mit dem Harzen hatte ich dagegen schon Erfahrung. Letztendlich machte ich mir aber doch auch Gedanken, ob ich den Umbau des Kanals für das lange Rahmenzentralrohr der XS auch so hinbekäme, dass der Tank unbedenklich dicht wäre. Spätestens dann, wenn jemals Benzin unten rauströpfeln würde, würde mein Renner mit Sicherheit zum Feuerstuhl werden …
Das es dann doch nicht so eben gemacht werden konnte, musste auch ich mir bei näherer Auseinandersetzung mit der Materie eingestehen, weshalb ich den Tank dann für einen immerhin noch annehmbaren Preis an den Strand stellte.
Also schaute ich, welche Mopeten ein ähnliches Konstruktionskonzept wie meine XS hätten und einen mir zusagenden Tank besäßen. The Winner was … die XS-750.
Auch wenn mir von berufenem Munde zugesichert wurde, dass der Tank ohne Änderungen auf die 650er passen würde – allein veränderte Halterungen am Rahmen wären erforderlich – zeigte der Tank bei der Umsetzung doch gewissen Widerstand.
Kurzum: um ihn in die richtige Höhe und aufsatzfrei (er darf keine Berührung zu den Rahmenrohren haben – bei der heftigen Rüttelei der XS besteht sonst irgendwann Durchschlaggefahr: steter Tropfen …) zu positionieren, war doch ein beherzter Hammer meines Metallexperten notwendig. Da erfährt man als Laie, dass Metall für den Profi auch Wachs in den Händen sein kann (wenngleich von ordentlich Schweiß begleitet).
Was auf alle Fälle doch erwähnt werden sollte: Selbstverständlich ist beim Einbau dieses Tanks wegen des anderen Vergasersystems der XS-650 ein Wechsel der Benzinhähne erforderlich. Die gute Nachricht ist, dass es passende für diesen Tank für die 650er gibt, die allerdings – als Neuteile zum Beispiel von Rüdiger Paustians „XS-Shop“ in Kiel zu beziehen – ordentlich teuer sind.
7. Verkleidung – Halbschale
Wie oben erwähnt, ergatterte ich eine alte (restaurationsbedürftige) Halbschale von einem Kollegen. Am Anfang des Projekts war ich um solche Angebote unheimlich dankbar. Sie verhießen mir lehrreiche und unterhaltsame Kontakte mit Gleichgesinnten. Die so gehobenen Schätze entpuppten sich dann im Nachhinein auch mitunter als sehr lehrreich, als das Arbeitsaufwand und Folgekosten zum Teil in keinem Verhältnis zu einem Neuteil standen. Ich will bei der Verkleidung nicht konkret nachrechnen, aber in der Ungewißheit, wie das Teil am Ende nach dem Lackieren aussieht, kämpft sich immer wieder eine kritisch fragende Stimme aus meinem tiefsten Inneren in mein Bewußtsein …
Scheibe, Spiegel und Scheinwerfer demontieren, Lampenbecher aussägen (natürlich nicht mit dem kleinen Fuchsschwanz, der auf dem Bild zu sehen ist, sondern mit der Flex! – Achtung: Staubexplosion!), geignete Abdeckung nehmen – bei dieser Verkleidung war vor dem Scheinwerfer noch eine Plexiglasabdeckung – und dann zulaminieren. Den dabei enstandenen Klebedreck darf sich jeder der will selber denken … Und dann schleifen, schleifen, schleifen …
Im Verlauf des Projekts drängten sich immer mehr Überlegungen bezüglich der Verkleidungsscheibe in mein Bewusstsein. War die geflickte Scheibe eigentlich „hübsch“ genug? Und – das war viel wichtiger – woher würde ich eine neue bekommen, wenn diese mal zu Bruch gehen würde? Durch Zufall erfuhr ich dann, das die Firma „MRA“ auch Individualnachbauten solcher Scheiben für relle Preise (verglichen mit den gängigen Preisen für aktuelle Verkleidungsscheiben) anbietet. Kontakt aufgenommen, Scheibe hingeschickt, prompten Anruf bekommen, Modalitäten und Preis besprochen, per Vorauszahlung „bestellt“ (und damit Nachnahmekosten vermieden) und schon waren beide wieder bei mir: Eine zum Verbauen und eine als Modell.
Nach und nach wurde dann das Fragezeichen auch bezüglich einer Ersatzverkleidung – für den Fall des „Falles“ – immer bohrender, so daß ich mich an den Nachbau wagte.
8. Sitzbank
Ich wähnte mich diesbezüglich bedarfsfrei. Vor vielen Jahren hatte ich mal meine erste Umbauvision – damals mit einer XS-400 Typ 2a2 – im Kopf gehabt. Für die hatte ich eine Einzelsitzbank laminiert. Das Motorrad hatte ich schon lange nicht mehr – die Sitzbank schon. Es zeigte sich, dass dieser alte Höcker tatsächlich auf die 650er passte. Bei dem längeren 750er Tank wären nur geringfügige Änderungen nötig.
Nun ergab es sich aber, dass sich doch eine Reihe übriger Teile ansammelten und auch noch weitere „irgendwie“ in meinen Besitz gelangten, die ja auch irgendwie einen Zweck erfüllen sollten. Naja, ein zweites Projekt – „Das Restebike“ – entstand (ein Projekt, daß bereits nach kurzer Zeit einen anderen Weg einschlagen sollte…). Nach langem Hin und Her, was für ein Schemel da nun drauf sollte, entschied ich mich dazu, nun für den Renner etwas Neues zu bauen. Schließlich verfing sich, beim Blättern in entsprechenden Zeitschriften, mein Blick am Design der alten TZ-Rennmaschinen.
Zuguter Letzt brauchte es noch ein Schutzblech für das Vorderrad. Ein ursprünglich gekauftes Polyesterteil aus dem Zubehör wurde dann aber auch bald zugunsten einer authentischen RD-Variante verworfen …