Wiederaufbau FZ750 1FN – Baujahr 1985
Nun war sie doch bei mir verblieben! Eigentlich wußte ich nicht so recht, was ich mit der FZ anfangen sollte. Neue Reifen hatte ich ja auch schon zu liegen – in 16-18-Zoll-Kombi! Kein Mopett, wofür ich die noch anders verwenden könnte… 😕
Aber so Manches wird gut, wenn man ihm etwas Zeit zum Reifen gibt. Und irgendwann keimte der Gedanke, sich die „Rote“ doch selber zu richten! Ausgangspunkt der Idee war sicher auch der notorische Platzmangel in Schuppen und Keller, wo einfach zuviele Fahrzeuge rumlungerten bzw. Teile einstaubten … 😉
Also: Warum nicht einfach ruckzuck ein Projekt starten, wobei neben der wirksamen Entrümpelung auch gleich noch ein fahrbarer Untersatz dabei herauskommt?!
Und da die „Rote“ ja eigentlich fast fahrbereit sein sollte, traf sie das Los! 😈
Zumal unerwartet mit einer großräumigen Garagenwerkstatt gesegnet, stand dem entspannten Schrauben nix mehr im Wege! Tatsächlich befand sich dort auch schon ein umfassender Fundus an schrauberspezifischem Werkzeug! 😎
Das Allerbeste: Exklusiv für mich und ohne Zwang, aufräumen zu müssen! 😀
Der Start: August 2015
Nachdem ich dann so einige Tage plante, wurde mir immer klarer, dass ich es doch nicht mit schneller Nadel machen wollte. Und so fing ich an, zu zerlegen. Da es an Ersatzmaterial nicht mangelte, konnte ich im Grunde parallel zum Abbau der einen FZ eine zweite wieder aufbauen.
Also griff ich mir als erstes Rahmen und Räder. Hier galt es, den Grint der Zeit zu entfernen. Seit 1985 hatten die Teile schon
viel Freud und Leid erfahren …
Auf den Felgen, die auf Entfernung noch ganz hübsch anmuteten, fand ich dann auch unter dem weißen Lack eine Schicht schwarz, rot, nochmal schwarz und Grundierung!
Ich hatte diesmal dann auch Ablauger in etwas größerem Gebinde erstanden … Viele Pulverer schmeißen das Gelumpe auch selber ins Laugebad – lassen sich den Dreck aber teuer bezahlen! Also war bei mir Muskelhypothek angesagt!
Vorher mussten jedoch erstmal die Radlager entfernt und entsorgt werden. Wie sich zeigte, eine sehr sinnvolle Maßnahme!
Mit dem Felgenputzen hatte ich schon einige Erfahrung. Erst glaubt man, man wird nie fertig, aber mit starker Hoffnung, Fleiß und Geduld …
Dabei sollte man allerdings nicht auf die Uhr schauen – zumal doch hier und da ein paar Ecken und Kannten sind, die etwas unbequem zugänglich sind …
Wo ich aber gerade dabei war, dachte ich, mach am besten gleich 2 Sätze fertig, … 😎
Ein Anblick, den man gerne sieht!
Wie sich zeigen sollte war der Rahmen anders gelackt. Irgendeine schwarze Pampe – womöglich auf Wasserbasis – war einfach stumpf auf die Original-Pulverbeschichtung draufgejaucht worden. Ablauger blieb ohne Effekt! 😯
Also die Heißluftkanone gegriffen, ne Klinge zur Hand genommen und ran! 😈
Update 08.09.2015
Als erstes kamen so die Unterzüge in die Mache.
Als ich vor Jahren mit dem Basteln an der XS650 angefangen hatte, war ich schon immer wieder beeindruckt, wie „lässig“ die Japaner damals in den 70ern mit dem Thema „Schweißnähte“ umgegangen sind. Wenn man sich heute ’nen Rahmen von einer FZ genau ansieht – immerhin mit 100 PS bewaffnet – staunt man nicht schlecht über die Qualität der Nähte. Die sehen immer noch so erbärmlich aus, dass es einem eigentlich Angst und Bange werden müsste, auf so einen Bock zu steigen … 😯
Halbzeit an den Unterzügen!
Klar – kommt alles noch zum Strahlen! Aber je besser die Vorarbeit ist, desto besser das Ergebnis! (Und wo ich nicht dabei stehe, weiß ich auch nicht, wie gut die Arbeit erledigt wird …) 😉
Und obwohl ich heute den Preis vom Pulverer erfuhr und feststellen musste, dass ich bei meinem bisherigen Betrieb inklusive Ablaugen etwa den gleichen Betrag berappen müsste, hielt ich an meinem Plan fest, „alles selber zu reinigen“!
Und neben dem ersten Kleinkrams hatte ich dann auch die Unterzüge fertig:
In das Alu vom Bremsanker war der Grint schon recht tief eingefressen. Das verwunderte mich nicht sonderlich. Mehr dagegen wiederum Material und Ausführungsqualität der Zugstrebe … Mal sehen, ob ich nicht eine von der Ypse organisiere … 😎
Dennoch – offensichtlich stand der Rahmenarbeit nicht mehr viel im Wege!
Update 16.09.2015
Nun, der Rahmen sollte mir doch mehr Arbeit machen, als angenommen – aber „Schnellmachen“ war ja ausdrücklich verboten! 😉
Tatsächlich ließ mich der seltsame „Überzug“ doch schon stutzen. Mitunter hatte ich den Eindruck, der Rahmen wäre mit Unterbodenschutz oder sogar Bitumen eingesuddelt worden: Unter Hitzeeinwirkung verwandelte sich das schwarze Zeugs in eine klebrig-
schmierige Masse … 🙄
Aber – ich bin ja noch jung … 😎
Zwischendurch brachte mir ein Gang in mein Lager 3 Kisten Teile ein. Und weil ich grade mal ein paar Minuten Zeit hatte, dachte ich „warum nicht mal was Sinnvolles tun?“
Da lagen die Sitzbankverkleidungen rum und riefen mir zu, bearbeitet werden zu wollen! Okay!
Wie schon gesagt, mitunter lösen so alte Teile Stirnrunzeln aus. Ich will nicht behaupten, dass ich immer alles formvollendet hinbekomme. Bei weitgehend fehlendem handwerklichen Expertenwissen setzt man schon mal etwas grobkörnig um. Gleichwohl gibt es da womöglich doch Unterschiede? Ich frag mich dann manchmal, was sich der entsprechenden Bastler wohl so gedacht haben mag…
Klar – da waren wohl mal irgendwelche Blinker dran … und dann wieder andere … mit oder ohne Kabel … hmm …
Nun gut, wie wollte ich das wieder ausmerzen? Erst dachte ich an Laminieren und Außenseite spachteln. Dann ging mir durch den Kopf, doch vielleicht die Löcher wieder mit Kunststoff aufzufüllen – und sowohl Aufwand, als auch Material gering zu halten.
Also: Lötkolben her! 😎
Das hatte sich schon mehrfach bewährt. Bei ausreichender Hitze verschmolz das Plastik auch miteinander.
So geht das schon! Schleifen, spachteln, feinschleifen, füllern … 😉
Inzwischen waren schon neue Radlager eingetroffen und auch Gabelfedern und Simmerringe sollten bald eintreffen! 🙂
Ach ja, …
…na klar …Löcher! 🙄
Update 21.09.2015
Neben ein wenig „Rahmenkratzen“ am WoE durfte ich auch mal den Werkzeugfundus meiner neuen Schrauberbehausung genießen! Einen Kompressor zur Verfügung zu haben, erleichtert Vieles! 😎
Und irgendwie hat es einen ganz besonderen Charme, wenn man an Alteisen auch mit Alt-Werkzeug arbeitet – das allerdings noch klasse funzt! Damit nebst zugehörigem Luftdrucktacker hatte Oma schon als Sattlerin gewerkelt! 😀
Nachdem neulich die Zangen demontiert wurden, wartete nun ein Haufen Ankergerät auf seine verdiente Revision. Wieder einmal sollte sich die Entnahme der Bremskolben als größtes Hindernis zeigen: Gruseliger Grint aus 3 Jahrzehnten gaben den „Beißerchen“ wirklich beträchtlichen Halt… 🙄
Bei guten 6 Bar gab’s aber kein langes Halten.
Etwas umständlich war lediglich immer der zweite Kolben. Da musste ich immer etwas experimentieren oder sogar nen kräftigen Daumen beweisen!
Hier wäre ein anschraubbarer Alublock – so im Sinne einer halben „Blind-Zange“ sehr hilfreich. Aber, wie oft macht man das dann? Lohnt sich sicher nicht wirklich… obwohl – ich habe noch einige FZ-Zangen im Regal… 😉
Und so nach und nach trug das Backen-Aufblasen auch Früchte!
Leider hatte ich hier überwiegend Heckbremsen, aber im schlimmsten Fall auch ne Menge Ersatzteilspender für Gummiringe, -Lippen oder Kolben … Und zumindest für’s Putzen war jetzt erstmal genug Material zusammen!
Nebenbei ließen sich auch schon ein paar technische Optimierungen zusortieren. Aus den tiefsten Winkeln meiner Materialsammlung kam eine feine Schwinge ans Tageslicht und die Idee mit der Zugstrebe von der Ypse bewies sich auch als erfreuliche Überlegung!
Auch wenn dies hübsche Excenter-Teil keinen deutschen TüV-Segen hat, habe ich doch die Zusage eines Experten, das ordentlich geregelt zu bekommen! 😎
Tja und von vielen lediglich als das „gelochte Blechprofil“ bezeichnet, sticht die Ypse-Strebe aus meiner Sicht doch im direkten Vergleich mit dem Originalteil ordentlich hervor. Und: absolut pflegeleicht – auch ohne Lack! 😉
Alles lief also bisher nach Plan:“Pack an, wo Du willst – alles ist sinnvoll!“ Jetzt sollten aber dann auch wirklich die Beißerchen drankommen!
Ich hatte ja einiges Material zusammen-geklaubt und hatte auch mit gewissem Schwund gerechnet. Tatsächlich bot sich mir aber kein wirklich erfreuliches Bild.
Erstmal stand aber eine porentiefe Reinigung an der Poliermaschine an! Erst im tiefengereinigten Zustand waren die Ergebnisse jahrzehntelangen Wirkens der gemeinen Chrom-Milbe zu erkennen…
Aus dem Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Motoradiens und Umgebung.
Chrom-Milbe, die: Beheimatet ist die mit dem Elektronenmikroskop kaum sichtbare sogenannte Chrom-Milbe v. a. in allen schwer zugänglichen Ecken und Spalten in denen Hartmetalle funktional oder allein zur Freude des bloßen Ansehens an Motorrädern verbaut werden. V.a. dort baut sie Nester aus Dreck und verklumptem Öl, um sich dann ungebremst und unerkannt über viele Jahre an der Substanz des Töffs gütlich zu tun. Die Milbe hinterläßt dabei tiefe, porenartige Ausschürfungen, die den Funktionswert des Bauteils mitunter völlig eliminieren.
Sowas wollte ich nicht mehr verbauen. Der Chromfraß würde schon bis in die Staublippe hereinreichen und somit zumindest Dreck in die Zange tragen.
Damit blieben mir von den ersten 6 Zangen nur noch 8 Kolben übrig.
Mal schauen, wieviel bei der zweiten Rutsche übrig bleiben sollte … 😕
Auch wenn ich diese FZ nicht „modernisieren“ wollte, sollten doch hi und da ein paar Details reinfließen, die gewisse technische und/oder zumindst optische Verbesserungen darstellten. Generell gefielen mir nämlich die Armaturen der FZ nicht so sehr. Bereits an meiner XS hatte ich mich ja für jüngere Hebeleien aus dem Hause Yamaha entschieden. Dort sorgt eine R1-Pumpe für vehemente Verzögerung, während an der Seilzugkupplung ebenfalls ein R1-Hebel seinen Dienst tut.
Hier sollte nun wieder einmal ins Regal der jüngeren Schwester gegriffen werden. Sowohl Brems- als auch Kupplungspumpe der Ypse schienen geeignet, den Job zu übernehmen. 😎
Irgendwo musste auch noch das Pendant für die rechte Hand rumliegen … 😉
Davon dann in Kürze!