ClassicSport-Umbau: Frontend

Bremse, Lenker, Gabel …

Als ich startete, nahm ich jeden Tip und Hinweis wie ein Schwamm auf. Leider war mein Fassungsvermögen dann doch unweigerlich irgendwann erschöpft. Zum Einen war die Fülle der Vorschläge schlichtweg erschlagend – das auch vor allem, weil mir der Sachverstand fehlte, es mir bildlich vorstellen zu können – und zum Anderen weil die Vorschläge teilweise völlig konträre Ansätze beinhalteten. Was der Eine mir vorschlug, ließ den Anderen grausen!
Insgesamt zeigte sich, dass jeder doch seine eigenen Erfahrungen gemacht hatte und es keine einzelne Lösung gab. Ich musste mich letztendlich für meinen eigenen Weg entscheiden…

1. Bremse optimieren

Das beinhaltete damit natürlich auch den Kauf von Teilen, Fehlkäufen, Wiederverkäufen und so weiter. Nach kurzer Zeit betrachtete ich dieses Organisieren als einen natürlichen, sozusagen evolutionären Lernprozess, der zwar einiges an Kosten verursachte, aber durch Wiederverkauf einigermaßen in Grenzen zu halten war. Mit voranschreitender Konkretisierung des Projektes wurde die Fehlkaufrate dann auch geringer.

Mein erster Gedanke war, das Gewicht deutlich zu senken. Die XS hatte 230 kg in den Papieren. Nach einigen Expertenmeinungen hatte ich die Hoffnung entwickelt, meinen Renner auf unter 190 kg abspecken zu können. Hierbei kam ich auch das erste Mal mit Überlegungen, bzw. der Unterscheidung von „gefederter“ und „ungefederter Masse“ in Berührung.
Da ich natürlich auch so schnell wie möglich anfangen wollte, konzentrierte ich mich zunächst auf die Maßnahmen, die ich sofort und ohne fremde Hilfe erledigen konnte. Das Bremsscheibenthema – planen und lochen – war deshalb der ideale Einstieg.
Auch wenn es sicher nicht der große Wurf für das Gesamtgewicht werden würde, würde es sich doch positiv auf das Fahrverhalten auswirken – und nicht zuletzt auch optisch ordentlich punkten!

Nach dem Ausbau zeigte sich, dass die Scheiben zusammen doch stolze 5,9 Kg auf die Waage brachten.
Der „Twins-Inn“ versprach eine Gewichtsersparnis von 8,5%. Dies würde bedeuten, dass die Scheiben nach der Behandlung mehr als ein gutes halbes Kilo leichter sein würden! Tatsächlich wogen sie nach der „Diät“ sogar nur noch 4,6 Kg und waren demnach 1,3 Kg leichter!

Um die Bremse zu komplettieren hatte ich verschiedentlich auf den Foren die Frage geposted, ob in den Siebzigern bereits Stahlflexleitungen eingesetzt wurden. Vom Fachbetrieb bekam ich daraufhin die für mich plausible Antwort, dass es nicht im Sinne der Veranstalter klassischer Motorradrennen sein könne, die Maschinen mit 30 Jahre alten Schläuchen auf den Kurs gehen zu lassen. Abgesehen davon, dass es wohl bereits damals hydraulische Leitungen mit flexibler Metallummantelung gab, entschied ich mich, die entsprechend passenden für meine XS zu kaufen. Die sollten dann auch noch schwarz ummantelt sein, was dem klassischen optischen Eindruck weitgehend entspräche.

Nach der Montage der optimierten Bremsscheiben sah das dann so aus:

Als Handbremspumpe hatte ich schon früh eine 14er Pumpe besorgt. Später bei der Montage zeigte sich allerdings, daß eine Pumpe mit separatem Behälter besser passen würde, weshalb ich eine R1-Pumpe aus der Bucht organisierte. Logisch, daß rein der Konsequenz halber auch ein R1-Kupplungshebel seine Verwendung fand …

    

 2. Lenker

An einen richtigen Classic Racer gehörten auf alle Fälle Stummellenker! Als ich begann danach zu suchen, machten es mir die Gabelholme mit 34 mm Durchmesser zur Herausforderung, Stummellenker mit passender Klemmfaust zu finden. Ein sehr seltenes Maß! 35 mm oder 38 waren viel zu finden. Dennoch wollte ich mich auf keine Notlösung mit Unterlagen oder Ausdrehen der Klemmfäuste einlassen. Im Zweifelsfall mussten die Dinger mein Gewicht im „Handstand“ bei mehrfacher Erdanziehungskraft in der Vollbremsung halten, ohne eine unerwartete Drehbewegung zu vollführen.

Von einem Formuskollegen bekam ich dann irgendwann passende Griffe. Kurz darauf wurde mir aber die plausible Empfehlung gemacht, die Gabel an meiner XS doch gegen eine der Yamaha TX-750 auszutauschen. Diese hätte statt der 34er Holme welche mit einer Stärke von 36 mm. Bei Verwendung der TX-Gabelbrücken wären keine Änderungen nötig. Das Joch würde 1:1 in den Lenkkopf der XS-650 passen. Das vorweg gesagt: es war tatsächlich so. Ich entschied mich also ohne zu zögern dafür, wodurch die seltenen 34er Griffe ihren Zweck verloren.
Nach kurzer Suche fand ich dann Tomaselli-Stummel in der Bucht. Leider stand das Mopi inzwischen bei einem Schrauber-Experten in Norddeutschland weshalb eine Anprobe der Tomasellis erst ca. 8 Wochen nach dem Kauf stattfand. Dabei zeigte sich, dass es sich nicht um die versprochenen 36er, sondern um schlappe 35er Stummel handelte. Später fiel mir dann noch auf, dass die Klemmfäuste beide gesprengt waren und ein feiner Riss einmal quer durch ging …

  

  3. Gabel

Wie oben schon beschrieben, wollte ich auf eine 36er Gabel umrüsten, die mir aus der Schweiz, vom „Atelier Töff“ – meinem ersten Expertenkontakt angeboten wurde. Daraus ist im Verlauf eine nette Bekanntschaft mit recht intensivem Mailverkehr geworden, die mir noch viele gute Tips und einige dringend gebrauchter Teile beschert hat.

Das Gabeljoch der TX-Gabel war aus dem großen Yamaha-Baukasten der 70er Jahre und passte ohne Änderungen in den Lenkkopf der XS. Die obere Gabelbrücke hatte statt der geschraubten Lenkeraufnahmen der XS-65o, derer 2, fest als ein Stück gegossene in der oberen Gabelbrücke. An ihr sollte die Flex meinem Renner mittels sensibler Beschneidung zu einer standesgemäßen, zeitlosen Eleganz verhelfen …
Die ausgetauschte 34er Gabel wollte ich dann eigentlich verkaufen. Irgendwie leitete ich das allerdings nicht aktiv in die Wege und irgendwann zeigte sich, dass sie vielleicht noch gebraucht werden würde. Aber davon an anderer Stelle…

Allein das bessere Potenzial der TX-Gabel sollte mir aber nicht genügen. Um hier noch mehr Optimierung zu erreichen, wollte ich noch stärkere Federn in die Gabel einbauen. Dazu erkundigte ich mich bei den Forumskollegen erstmal, wer dafür ein guter Anbieter wäre und was die Federn kosten dürften und schlug dann wieder einmal in der Bucht via „Sofort Kaufen“ zu.
Ich erstand „progressive Federn“ von Wirth. Diesen Begriff hatte ich schon viele Jahre immer wieder in Verbindung mit straffen, sportlichen Fahrwerken gehört – nun hatte ich endlich mal solche Federn in den Händen.

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