Yamaha XS 1100 – wie alles begann
Auch wenn die FZ 750 irgendwie die Renngene der TZ 750 in sich tragen mag – der Vererbung war sicher nicht direkt. Wenn man nämlich den Markterfolg der kleinen Zweitakter und die beeindruckende Leistungsfähigkeit der Renn-Yamahas in den 60ern und 70ern betrachtet, mag man sich schon wundern, wieso es überhaupt dazu kam, daß “plötzlich” der Schwenk zu den 4-Takten eintrat. Gleichwohl begründete dieser Schwenk ultimativ und ursächlich die Entstehung der Superbikes bis hin zu den heutigen Racern!
Ob es die logische Weiterführung einer Transferleistung von Erfahrungen aus dem Automobilbau war – es lassen sich Hinweise zur 4-Takt-Technik des Toyota GT 2000 finden – es schlichtweg an den immer schärferen Abgasnormen des amerikanischen Marktes gelegen hat oder globale Marketingerkenntnisse bezüglich der Nachfrage nach schweren Motorrädern – statt der leichten Nippon-2-Takter war …? Eine Frage, die sicher einige Experten genau beantworten können – ich lasse sie hier einfach mal stehen.
Ergebnis war aber die Entwicklung der ersten 4-Takt-Yamaha Ende der sechziger Jahre: Die XS 1 war mit ihrem 650er Twin die Sensation der Tokyo Motor Show 1969.
Angelehnt an die in den Siebzigern hoch erfolgreich verkauften englischen Roadster, à la Triumph und Norten, sollte die XS 650 – ob nun als “XS 1″ oder “TX 650″ vertrieben – “das englischste Motorrad werden, das Japaner je gebaut hatten“!
Natürlich betraten die japanischen Konstrukteure der ersten Konzeptionsphase um Daisuke Tanaka absolutes Neuland, so daß man auch heute noch dem Mut dieser Ingenieure und Techniker Respekt zollen muß (und sicher auch den ersten Käufern )! Unter diesen Ingenieuren übrigens auch K. Morinaga, der diesen Mut später bei seiner Entwicklung der 5-Ventiltechnik und des Deltabox-Rahmens der Yamaha FZ- und FZR-Modelle wieder unter Beweis stellen sollte.
Allein, es gab noch viele Kinderkrankheiten, die über die Modelljahre hinweg nach und nach ausgemerzt werden mußten und in heutigen Liebhaberkreisen – fast 30 Jahre nach Produktionsende (1983) – immer noch mit viel Liebe zum Detail und in privater Eigenregie kuriert werden.
Klassenprimus
Einmal auf diesen Weg getreten, sollten noch weitere Schwestern der XS 650 folgen. Neben den “kleineren” Abkömmlingen mit 500, 400, 360 und 250 ccm entstand allerdings auch eine Entwicklungsbewegung nach “oben”: XS 750 und XS 850 folgten und schließlich krönte im Herbst 1977 die XS 1100 die Baureihe. Mit ihren 286 Kg, 11-hundert Kubik und 95 PS wurde sie die Mutter aller Serien Big-Bikes. Die Höchstgeschwindigkeit von 219 Km/h machte die XS zum bis dato schnellsten Serienmotorrad der Welt und ließ die Konkurrenz förmlich erstarren.
Man kann es Sturheit nennen oder Konsequenz: So entschieden, wie Yamaha überzeugt war, in den großen und schweren Motorrädern läge die Zukunft, sperrte man sich gegen den Leichtbau. Während also die Konkurrenz aus HoSuKa die ersten Aluminiumrahmen auf den Markt brachte, verharrte man bei Yamaha noch im Glauben an die Masse. Allein die Bezeichnung “XS” sollte auf einen Leichtmetall-Zylinderblock hinweisen.
Quelle: XS 1100 Freunde Wahl
Bushido und die Kerntugend der Motorradbau-”Kriegsführung” (in freier und respektvoller Anlehnung an Inazô Nitobe und Sun Tsu)
Letztendlich scheint sich hierin aber auch wieder eine yamaha-typische Linie zu finden:
Handle stets bedacht und abwartend – beobachte Dein Feld umfassend -nimm Dir (viel!) Zeit, die Stärken und Schwächen Deiner Konkurrenz kennen zu lernen – entwerfe Lösungen für die Probleme Deiner Konkurrenten – dann handle mit maximaler Kraft – und laß Dich von nichts und niemandem beirren!
Auch wenn das Letztgesagte sicher mit einem Augenzwinkern zu quittieren ist – Fakt ist neben der für die gesamte Fachwelt unerwarteten Präsentation der XS 650 beispielsweise auch die für die 80er Jahre sagenhafte und (für den Laien) scheinbar aus heiterm Himmel auftauchende Innovation des 5-Ventilers oder auch die richtungsweisende Rahmen- und Fahrwerksentwicklung aus dem Hause Yamaha.
Fazit
Moderne Serien-Supersportler mit für damalige Verhältnisse unfaßbaren Gewichts-Leistungs-Relationen wären undenkbar ohne die damalige Vision eines Big Bikes.
Und was ist denn eigentlich groß anders? Mach nur das Chassis stabil und häng’ ‘nen Hammer rein!
Yamaha XS 1100 – “Bol D’or” von Serge http://xs1100.free.fr/
… und es könnte sein, wenn Du dann einen guten Mix aus Gewicht und Kraft gefunden hast, daß Dein Moppett dann etwa so aussieht…
FZ 750 1FN; Baujahr 1985 Umbau 2010; ca. 170Kg zu 106 PS a.R
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